Markus Gotzi erhielt 2013 den Deutschen BeteiligungsPreis “Medien” damit verbunden ist die Aufnahme in die Hall of Fame der Sachwertbranche.
Laudator: Ludwig Riepl, Fonds & Co.
Liebe Anwesende, lieber Markus,
ich will mich nicht lange dort aufhalten, wo andere Laudatoren stehengeblieben sind. Dass Du mit klar strukturierten Beiträgen Privatanlegern Immobilien und Geschlossene Fonds nahe gebracht hast, ist eigentlich das Brot und Buttergeschäft jedes Nutzwert-Redakteurs im Ressort Private Finanzen. Dieser Aufgabe hast Du Dich in den zurückliegenden Jahren sehr erfolgreich und in vielen schillernden Facetten immer wieder überzeugend gestellt. Und weil Du in Unternehmen und in Redaktionen gearbeitet hast, kennst Du Produkte wie Schaltstellen von innen und von außen ziemlich genau.
Gerade die Geschlossenen Fonds hatten und haben in Dir einen Fürsprecher, der sich kritisch und sachkundig mit den Strukturierungen auseinandersetzte. Doch der Prophet gilt nichts im eigenen Lande, diese Einsicht wird jedem Sachwert-Redakteur eingeprügelt – und sie bestimmte auch die Capital-Redaktion, für die du vier lange Jahre gearbeitet hast. Gute Immobilien- und Sachwert-Themen ins Heft zu bringen, setzt harte und ermüdende Überzeugungsarbeit in den Redaktionskonferenzen voraus.
Doch auch nach Deinem Abschied: Die Capital-Connection blieb – und sorgte für einen späten Triumph: Ausgerechnet das Heft mit dem Immobilienkompass, den Du als freier Autor aus der Taufe gehoben hast, erwies sich alljährlich als die Capital-Ausgabe, die sich am Kiosk am besten verkaufte.
Das Ruhrgebiet zählt darin nicht gerade zu den gefragten Standorten. Zumindest nicht Gelsenkirchen Horst, Deine Heimat. Hier eröffneten sich für ein typisches Kind des Kohlenpotts mit Tischtennis und Fünfkampf – Rennen, Springen, Kugelstoßen – nur kleine Fluchten. Das Quartier entspricht genau dem Klischee: Am Horizont damals noch die Zeche Hugo, davor eine Kokerei, da massenhaft Schwerindustrie und dazwischen staubige Straßen und Kumpel. Zur Sozialisation gehörte der sich fettig anfühlende Kohlenruß auf Grünpflanzen und Türklinken, später das Bier und schon von Kindesbeinen an die Liebe zu den Kickern im blau-weißen Dress, die nur das Rennen und Bolzen zum Schwitzen bringt. Das hast Du mit der Muttermilch eingesogen, nie werde ich – in der Früh-Phase der Handy-Zeit – ein Telefonat aus den USA vergessen. Originalton: „Wie hat Schalke gespielt? Wirklich? Und wie geht es Dir und den Kindern?“ Klare Prioritäten nennt man das wohl, und das kam ganz tief von Herzen.
Dein beruflicher Werdegang startete bodenständig: „Mach erst mal eine Lehre!“ Du wurdest Bankkaufmann bei der Deutschen Bank in Gelsenkirchen und später Student am Journalistik-Institut der TU Dortmund – ausgerechnet bei den Erzrivalen von Schalke 04 – den Borussen. Zu dieser Zeit hattest Du als freier Mitarbeiter bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung bereits Erfahrungen gesammelt und Zeilen gemacht. Und, wieder ganz zur üblichen Vorstellung eines Nachwuchs-Journalisten passend, unter anderem über Karnickelvereine und Kegelclubs berichtet.
Das machte das Studieren nicht einfacher: Theorie ohne Praxis ist schwer auszuhalten, wenn man schon einmal gründlich Bodenkontakt hatte. Also hat der Schreiber Gotzi als Bestandteil seines Studiums noch einmal „ordentlich“ bei der WAZ volontiert und später beim Westdeutschen Rundfunk in Münster Beiträge für Radio und Fernsehen produziert. Mit dem Abschluss als Diplom-Journalist folgten mehrere Stationen in fester Anstellung, darunter auch bei Capital, und 2005 der Start als Unternehmer. Durch saubere Recherche und faire Artikel konntest Du in der, zum gleichen Medienkonzern gehörenden, FTD als freier Journalist regelmäßig über Geschlossene Fonds berichten. Zusammen mit Werner Rohmert hast Du den Fondsbrief aus der Taufe gehoben und als Branchen-Newsletter etabliert, mit WMD-Chef Andy Wanschka kurze Video-Porträts zu Emissionshäusern, offenen Fragen und neuen Produkten produziert.
Das lief alles ziemlich rund, bis die Regulierung kam, die Branche sich mit ihrer Selbstdarstellung verhedderte und die Fonds-Finanzierungen wie aneinandergereihte Dominosteine umfielen. Nicht die Banken galten als die eigennützigen Bösewichte, diese Rolle wurde Emissionshäusern und Vertrieben übergestülpt. Ausgewogenheit ist nicht mehr gefragt, gedruckt werden rührseelige Anlegertragödien, Standardtyp Rentner, die – natürlich falsch beraten – mit dem Titanic-Schiffsfonds ihren schwerkranken Pudel für den Rest seines Lebens versorgt sehen wollten. So etwas kannst und willst Du nicht liefern.
Mittlerweile herrscht fast ein rien ne va plus. Die Assets werden rar, die FTD ist eingestellt, es gibt keine festen Seiten mehr in den übrigen Publikationen, keine Fürsprecher mehr in den Redaktionen und kaum noch neue Produkte. Dafür gibt es haufenweise Initiatoren, die ihr Publikumsgeschäft (hoffentlich nur vorläufig) einstellen.
Lieber Markus, es ehrt Dich, mit Herzblut in einer Branche positioniert zu sein, an die Du geglaubt hast und weiter glaubst. Nur stellt das Dir wie vielen anderen Engagierten jetzt ein Bein. Die soliden Initiatoren bremst der Regulierungsaufwand und die Unsicherheit über die Vorgaben aus. Richtig Gas geben die Firmen mit stolzen Provisionen und magerem Geschäftsmodell, um die Anleger und Qualitäts-Medien besser einen großen Bogen machen. Aber ich will hier nicht ins Negative abdriften, schließlich sind wir hier, um Dich zu feiern.
Du kannst stolz sein auf das Erreichte, Du wirst findig genug sein, um auch mit dem Kommenden das Beste herauszuholen, und Du machst mit aufrechter Haltung auch in Turnschuhen keine schlechtere Figur als in italienischen Edeltretern. Realvermögen braucht auch in Zukunft zuverlässige Fürsprecher wie Dich. Und gut gemanagte Geschlossene Fonds haben, egal wie man sie später einmal nennen wird, eine Zukunft, so sicher wie Schalke 04 wieder einmal deutscher Meister wird.