Stephanie von Keudell erhielt 2014 den Deutschen BeteiligungsPreis “Medien” damit verbunden ist die Aufnahme in die Hall of Fame der Sachwertbranche.
Laudator: Ludwig Riepl, Chefredakteur Fonds & Co
Ein bisschen Adel – aber bitte barfuß
Die Schar der Aufrechten schrumpft, – und noch stärker die Zahl der Seiten in den Publikationen und auf den Plattformen, die noch wohlwollend kritische Informationen zu den Geschlossenen Fonds verbreiten. Wenn das so weitergeht, werden wir den Ehrenpreis Medien in ein paar Jahren dann im Gasthaus „zur Sonnenfinsternis“ an einen im engsten Kreis weitergeben müssen – dann eine Laudatio vielleicht auf Edmund halten zu dürfen, wäre mir bei allem Unglück sonst eine Ehre.
Umso größer ist die Freude, jetzt […] das Loblied auf Stephanie von Keudell vorbereiten und halten zu dürfen.
Liebe Steffi den Ehrenpreis hast Du Dir red(witz)lich erschrieben. Ich könnte meine Laudatio also kurz machen: Du bist taff, absolut zuverlässig, kannst klar strukturiert denken und sehr charmant lästern, kritische Dinge auf den Punkt bringen und gut informiert schreiben. Kurzum, Du bist die ideale Partnerin. Man könnte mit Dir sogar Pferde stehlen, Du würdest sie reiten – das kannst Du perfekt – nur dürftest Du während der Aktion kein Sterbenswort verlieren – oder falls das zu viel verlangt ist allenfalls zwei, drei kurze Sätzchen leise flüstern.
[…]
In München geboren, in Schweinfurt eingeschult, in Rosenheim Abitur, das zeigt ein Bewegungsmuster, das dem Herrn Papa geschuldet war, einem Vereinsbankier aus der Tucher-Jugend – lauter Adelige, heute würde man sagen Private-Wealth-Türöffner: Kontakte waren die wichtigste Kompetenz. Und vor der – schlägerbewehrten – Generation Golf bedeutete das damals noch Pachten, Halali-Romantik, Jagdtrophäen und jede Menge Loden.
Noblesse oblige – und auch wenn Dir, liebe Steffi, das nicht in den Kram passt – der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Man kann sich nur leider nicht aussuchen von welchem. Deiner muss jedenfalls hagelbuchen gewesen sein, denn hart im Nehmen warst Du schon von klein auf. Statt als Prinzessin verzärtelt oder wenigsten ein bißchen respektvoll auf Händen getragen zu werden, wurde Dir die Abschottung schnell zur zweiten Natur, wie auch anders, wenn man als Achtjährige auf den Hochstand gezerrt wird, den Mund verboten und halbtote Tiere in die Hand gedrückt bekommt. Als Du bei einer Treibjagd die noch zappelnde Quackquack-Ente erschreckt fahren lässt, setzte es ordentlich eins – Piffpaff, Gottseidank, nur „handschriftlich“. Dein Resümee: Still sitzend den Herrn Papa bewundern, na dann Waidmanns-Dank in Frankenland.
Als es auch Deiner Mutter zu blöde wurde, ein ähnlich tumbes Schicksal weiter zu ertragen, ging es von Franken nach Oberbayern, von der Stadt aufs Land, wo die Familie mütterlicherseits in Oberaudorf eine kleine Enklave besaß. […]
Der damals zwölfjährigen Steffi – seit vier Jahren Ex-Schriftstellerin (sie hatte kaum ordentlich schreiben können, als sie einen 50-seitigen Roman aufsetzte – ein Road-Movie um eine Ausreißerin mit ihrem Collie) – kamen im neuen Domizil die Tränen. Weniger, weil Du jetzt mit Mama und Bruder allein, sondern weil Du ohne Deinen geliebten Jagdhund in die oberbayerische Diaspora verfrachtet worden warst.
[…]
Am Rosenheimer Ignaz-Günther-Gymnasium hast du als Redakteurin und Antreiberin bei der Abiturzeitung geglänzt und natürlich auf den zahllosen Triangel-Bällen – gequatscht und getanzt was das Zeug hält und was die drei Gymnasien vor Ort an gemeinsamen (nicht nur Faschings-)Events zu bieten hatten.
Doch Schwung und Rausch gingen schnell vorbei – das Keudell’sche Apfel/Stamm-Metronom machte sich das erste Mal mit einem deutlichen „plopp“ bemerkbar. Statt dass die Lateinschülerin – Strukturen waren schon damals Dein Faible – Jura studierte, wie gewünscht und zur Seuffert-Linie passend, legte ein Vereinsbank-Kumpel des Vaters den Schalter auf BWL und Banklehre um. Blöd gelaufen – und nur mehr durch ein Senioren-Studium zu korrigieren. Es folgten eine Banklehre (BVB) und das Studium in Passau – mit genügend guten Noten für einen Start zum Assistentinnen-Dasein und Doktorarbeit.
[…]
Was Du daraufhin geleistet hast, ist strikt strukturierte Disziplin auf engstem Raum, das Heldentum aller allein erziehenden Mütter: Kinder wecken! Frühstück machen! Nase schneuzen! In Schule und Kindergarten abliefern! Dann zackzack halbtags in die Personalberatung – Gott sei Dank Personalwesen als Nebenfach im Studium genommen nebst Jura! Nicht in Erinnerungen schwelgen, Schreibtisch abarbeiten!
Denn das ganze Fixhopplahopp-Prozedere muss bereits nach wenigen Stunden wieder rückwärts abgespult werden! Sprösslinge abholen, Raubtiere füttern, zu den Hausaufgaben treiben usw. usw.
Halbtags bezahlt, ganztags geschafft.
Die ersten drei Konsolidierungswellen der Firma im nahen Bad Feilnbach hast Du überstanden – wer hätte auch Dein Lohn-/Leistungsprofil toppen können. Dann kam trotzdem das Aus, und damit musstest Du plötzlich wieder kleckern statt klotzen. Die Rettung kam mehr aus der Nähe, als dass sie naheliegend gewesen wäre. Uli Richter, der damals noch unverzichtbare Mann im Schatten von Stefan Loipfinger, war ein alter Bekannter. Die gemeinsamen Lehr- und Lernjahre in der örtlichen Sparkasse hatten die beiden Herren zusammengeschweißt – Uli hatte aber schon zuvor mit Dir am Ignaz Abitur gemacht, später geheiratet und rechtzeitig Kinder gezeugt. So kam sein Sohn Jakob mit Deiner Katharina in einer Klasse zu sitzen, es folgten Elternabende und allerlei Gespräche, auch über den fehlenden Job.
Der gute Uli wusste Rat und ermutigte Dich, „Steffi, Du machst das locker!“ Was war die Herausforderung? Stefan Loipfinger brauchte gute Schreiber und Kompetenz abseits der Immobilie. So kamst du 2007 directement zu ihm, dem fondstelegramm und den Geschlossenen Fonds, wenn man vom Kunden Bayernfonds in der Personalberatung absieht.
Gesagt, geschrieben. Kaum war mit einem kurzen Warming up (Private Equity & Co.) die Lehrzeit absolviert und in der heute allseits bekannten und nur in – im ganz wörtlichen Sinn – besseren Kreisen beliebten Keudell’schen Kaltschnäuzigkeit der erste Hardcore-Texte im fondstelegramm erschienen, schon klingelte das Telefon. […] Du hörtest, wie Heinz Gerlach, Gott hab ihn seelig, – diesmal mit dem Beraterhut auf – eine Millionenklage androhte, was aber Stefan damals wehrhaft für Dich als Novizin abblockte. Und das alles nur, weil Du zu einem Trend Capital Fonds geschrieben hattest: „Warum sich namhafte Fachleute aus der Life Science-Szene für ein derartiges Konzept hergeben, ist schleierhaft. Immerhin werden sie gut bezahlt, die Gebühren des Fonds liegen eher am oberen Ende der Marktskala. Auch zeigt die hohe, zur laufenden Kostendeckung vorgesehene Liquiditätsreserve, daß selbst das Management nicht mit zügigen Kapitalrückflüssen … rechnet. Zweifeln darf man auch am Platzierungserfolg … wobei das …Risiko komplett auf den Anleger abgewälzt wird. Investments in das hochgradig riskante, aber auch zukunftsträchtige Marktsegment Life Science sollten Anleger nicht mit Anbietern vornehmen, die in erster Linie selbst verdienen wollen.“ Hammerhart, hammerstark. Verhaftet wurde der Trend Capital-Geschäftsführer Frank Simon aber erst 2012.
Das war ein starker Einstieg – und eine starke Rückendeckung, von der man heute nur mehr träumen kann. Es folgten Artikel in den Publikationen von Werner Rohmert, im Fonds & Co., in Ass compact (wie spricht man das eigentlich aus) und später im Fondsbrief von Markus Gotzi, dem vorjährigen Preisträger. Die Steffi schrieb, der Name prägte sich ein. Die Texte waren stets handwerklich korrekt, größtenteils flott geschrieben und zwangsläufig nicht immer so schneidig wie die Erstlingswerke. Gar nicht so einfach bei der Bandbreite von Formaten, die du bedienen musstest um von der Journalisterei leben zu können. Hut ab!
Dass dabei auch wechselnd launige Beiträge entstehen versteht sich von selbst. […] Eine Stephanie Margarethe Elisabeth mag sich zwar stark und jedem Fonds-Bösewicht gewachsen fühlen, aber das Pippilotta-Viktualia-Rollgardina-Pfefferminz-Efraimstochter-Langstrumpf-Feeling war sowenig dauerhaft, wie Dein Vater König auf einer Südseeinsel. Wenigstens existierte Deine Mutter nicht nur im Off und konnte sich ab und zu um die Kinder kümmern.
Du hast Dich dann entspannter um die schriftstellerische Hausmannskost kümmern können, zu der mangels Masse heute auch Inhalte auf Webpages und NoName-Texte für allerlei zahlende Klientel gehören. Denn notabene: Die Regulierung ist auch für die engagiert schreibende Zunft alles andere als ein Segen.
[…]
Zum Schluss noch zwei in die Irre führenden Annahmen, die im fortgeschrittenen Stadium der Keudell’schen Analytik sicher ausgedient haben. Rollenverteilt lauten sie:
Frauen denken, Männer ändern sich.
Männer denken, Frauen ändern sich nicht.
Beide irren.
Bravo Steffi, großen Applaus für alle Veränderungen, die du in Deinem Leben gemeistert hast.
Und nein. Keine Entwarnung! Der Geschlossene Fonds, wie er ja laut KAGB weiterhin zu heißen hat, bleibt auch künftig eine harte Nuss. Die guten kritischen Medien brauchen engagierte Schreiberinnen wie Dich, die wissen, wie man solche Verpackungen knackt. Dein Wissen, Deine Erfahrung und Deine Rechenkünste werden auch künftig Lesern helfen, die fondsmäßig nicht viel mehr als etwas Reichtum beisteuern können. Nur durch gut recherchierte und flott geschriebene Artikel wie Deine bekommen sie ein Gespür dafür, was sie – fein säuberlich umhüllt – in guten wie in schlechten Produkten an Überraschungen erwartet.