Oder: Die explosive Kraft des Depot A und das Beten um Kundenvertrauen
Banken und Sparkassen sind der Hort der Sicherheit. Sie legen ihr eigenes Geld in sichere Anlagen, wie z. B. in festverzinsliche Wertpapiere höchster Bonität, an. So weit, so gut.
Nun hat sich aber im Jahr 2022 der Zins aufgrund von Ereignissen wie Krieg, Energieknappheit und galoppierender Inflation von einem Minuszins zu einer positiven Rendite gewandelt. Die Folge dieser schnellen Zinswende ist gut für den Neuanleger, aber schlecht für Anleger, die bereits Null- oder Minuszinspapiere im Portfolio halten. Und das ist bei vielen Eigendepots (Depot A) von Banken und Sparkassen der Fall. Die Folge: Hohes Wertberichtigungspotenzial bei der Erstellung der Bilanz 2022.
Konkret bedeutet das bei den 50 Sparkassen in Baden-Württemberg eine Abschreibung von 960 Millionen Euro. Dadurch halbiert sich der kumulierte Gewinn des Vorjahresergebnisses von 1,63 Milliarden Euro auf jetzt 810 Millionen Euro.
Soweit kein Problem, wie der Sparkassenpräsident Baden-Württembergs beteuert. Da die Bonität der Anleihenemittenten gut ist, werden die Papiere nun bis zum Ende der Laufzeit gehalten, die dann zum Nominalwert wieder zurückgegeben werden, was eine Zuschreibung bedeutet. Mit anderen Worten: Es ist nur eine theoretischer Wertverlust, der in der Praxis nicht eintritt.
Medienberichten zur Folge sieht es der BaFin-Chef Mark Branson nicht ganz so entspannt, und verweist auf das – zugegeben mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit vorhandene – Risiko, dass Anleger ihre Einlagengelder verstärkt abziehen und die Banken beziehungsweise Sparkassen dann im großen Stil ihre Wertpapiere verkaufen müssten. Damit würden die theoretischen Wertberichtigungen zu tatsächlichen Verlusten werden. Das Einzige, was hier hilft: Das Vertrauen der Kunden in die Seriosität und Stabilität der Bank oder Sparkasse zu beschwören. Und die Kunden sind sich ihrer Macht noch nicht einmal bewusst.