Auch zum Ende des dritten Quartals ist das Vermietungsgeschehen auf dem bundesweiten Retailmarkt weiterhin differenziert zu betrachten: So steht, getrieben durch das Großflächensegment im Gesamtresultat, ein außergewöhnlich hoher Flächenumsatz bei einer gleichzeitig moderaten Anzahl an Vermietungen und Eröffnungen zu Buche. Weniger, dafür aber oftmals größere und modernere Stores in sehr überlegten Mikrolagen und mit gut durchdachter Kundenansprache, gehören hierbei mittlerweile zu den wichtigsten Zielen renommierter Retailer bei der Verbesserung des eigenen Filialnetzes. Die Maßnahmen reichen von marktplatzähnlichen Mega-Stores wie bei Zara und den unterschiedlichen Inditex-Marken (u. a. im Westfield Shoppingcenterprojekt in Hamburg) über das neu konzipierte Shop-Format von SportScheck (umgesetzt u. a. in Berlin, Frankfurt und Leipzig) bis hin zu den Transformationsprozessen der großen deutschen Fashion-Filialisten wie zum Beispiel New Yorker, C&A und SiNN. Wie sich diese Trends in den wichtigsten Marktdaten zum bundesweiten Retailmarkt widerspiegeln, hat BNP Paribas Real Estate für die ersten neun Monate des laufenden Jahres analysiert.
Große Flächen, Fashion-Sektor und Kaufhaus-Nachvermietungen mit sehr hohen Umsatzanteilen
Mit einem Flächenumsatz von insgesamt fast 440.000 m² in deutschen Innenstadtlagen hat der bundesweite Retailmarkt bereits nach den ersten drei Quartalen das Gesamtresultat aus dem Vorjahr überschritten (Q1-4 2022: Rund 390.000 m²). Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Zahl der registrierten Vermietungen und Eröffnungen mit knapp 600 Abschlüssen hierbei in der langjährigen Betrachtung gleichzeitig eher unterdurchschnittlich ausgefallen ist. Zurückzuführen ist dieses Ergebnis in erster Linie auf das sehr hohe Vermietungsvolumen des Großflächensegments (ab 1.000 m²) sowie auch der Fashionbranche, die mit gut 47 % bzw. rund 60 % am Flächenumsatz beteiligt waren. Als wichtiger Faktor für das lebhafte Marktgeschehen dieser beiden Sektoren ist vor allem die Nachvermietung ehemaliger (Textil-)Kaufhäuser zu nennen, die für mehr als 30 % des Flächenumsatzes größerer Retail-Einheiten verantwortlich zeichnete. Hiervon profitieren konnten zudem auch die A- und B-Städte*, die mit knapp 125.000 m² bzw. rund 100.000 m² ebenfalls bereits nach neun Monaten ihre Gesamtjahresbilanzen aus dem Vorjahr getoppt haben.
Auch wenn diese Daten zunächst ein recht positives Licht auf die Nachfrageentwicklung innerhalb der stationären Einzelhandelslandschaft werfen, ist das Vermietungsgeschehen je nach Stadt, Lage, Fläche und Branche sehr differenziert zu bewerten. Insbesondere bei den Vermietungen in ehemaligen Kaufhausobjekten, die oftmals interimistischer Natur sind, bleibt abzuwarten, als wie nachhaltig und belebend sich diese Neuabschlüsse für einzelne Lagen und Städte herausstellen. Nichtsdestotrotz ist festzuhalten, dass Retailer die Transformationsprozesse innerhalb der Innenstadtlagen aktuell stärker als in den vergangenen Jahren aktiv mitgestalten und versuchen, sich hierdurch bestmöglich für die Zukunft aufzustellen.
Quelle: BNP Paribas