Shopping-Center in Deutschland haben die Talsohle verlassen und setzen zunehmend neue Akzente fürs soziale Zusammenleben. Dies ist ein zentrales Ergebnis der Studie „Shopping-Center 2024: Bestandsaufnahme und Zukunftsfähigkeit einer Branche“; der ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.) und EY Real Estate haben sie gemeinsam veröffentlicht. „Während der Corona-Krise wurden viele Shopping-Center unfreiwillig in die Passivität gedrängt und erlebten ein übles Tief“, kommentiert Iris Schöberl, Vizepräsidentin des ZIA, die Analyse. „Die Daten der neuen Studie, die von der ZIA Task Force Handel initiiert wurde, aber belegen: Die Trendumkehr ist geschafft, der Weg bergauf setzt sich beschleunigt fort. Mit einem professionellen Center-Management und einem individuellen Angebots-Mix setzen viele Center starke kreative Akzente.“
Schöberl betont, dass der Einzelhandel in den Centern weiter eine Schlüsselrolle einnimmt. „Eine lebendige Stadt ohne Handel ist wie ein Auto ohne Räder – da fehlt der Drive. Wir brauchen aber verstärkt einen Mehrwert der Marke „Einkaufen plus‘, der zusätzliche Besucherinnen und Besucher in die Center zieht und sie zum Ort sozialer Begegnung macht“, sagt die ZIA-Vizeprädentin. „Am Ende macht’s der Mix.“
Der sieht laut Studie aktuell so aus:
- Mit Dienstleistungs- und Gesundheitsangeboten punkten mittlerweile fast alle Center: 89 Prozent.
- Freizeit- und Unterhaltungsangebote finden sich in 52 Prozent der Shopping-Center.
- Der Lebensmitteleinzelhandel hat sich mittlerweile als typischer Ankermieter etabliert (75 Prozent).
- Auch Drogerien (35 Prozent) haben einen hohen Stellenwert.
„Die Corona-Pandemie war ein harter Schlag für die Branche. Nur wurde der nicht passiv hingenommen: Bei fast 60 Prozent der Center, die sich an der Befragung beteiligten, gab es in den zurückliegenden fünf Jahren größere Investitionen in Revitalisierungs- oder Modernisierungsmaßnahmen“, erklärt Schöberl. Die hätten sich im doppelten Wortsinn ausgezahlt. Dies bestätigt auch Oliver Schweizer, Leiter des Immobiliensektors bei EY in Deutschland: „Über 70 Prozent der Center zeichnen sich durch besonders starke Performancewerte in Mietvolumen, Leerstand und Neuvermietung aus. Bei drei Viertel der Shopping-Center wurden bei Bestandsmietern Ende 2023 höhere Mieten erzielt als Anfang 2022. Diese Zahlen bestätigen, dass ein aktiver Ansatz im Center-Management Früchte trägt.“
Zugleich belegt die Studie von ZIA und EY Real Estate: Die Besucherfrequenz hat noch nicht überall wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Die Pandemie hat jedoch einen Entwicklungsprozess beschleunigt, in dem sich immer mehr Shopping-Center zu Mittelpunkten des Zusammenlebens entwickeln. „Dieses soziale Plus ist auch eine entscheidende Antwort des stationären Handels auf die digitale Konkurrenz“, betont Schöberl.
Die Branche zeigt großes Engagement, wenn es darum geht, Trends zu antizipieren und dabei auch Verantwortung fürs Zusammenleben zu sehen. So sind sich die Managerinnen und Manager der Bedeutung von Nachhaltigkeit und energetischer Transformation bewusst: Schon heute sind mehr als drei Viertel, 77 Prozent, der Center zertifiziert. 94 Prozent haben auf Grünstrom umgestellt.
Andreas Hohlmann, Vorsitzender der Task Force Handel beim ZIA, erklärt: „Diese Studie bietet erstmals eine valide Basis für belastbare Analysen zur Lage der Shopping-Center in Deutschland. Kernbefund: Hier bewegt sich enorm viel. Die Richtung? Mit dem Einsatz modernster digitaler Technologie, einer starken sozialen Komponente und einer Orientierung am Ziel verlässlicher Nachhaltigkeit steuern sie in beachtlichem Tempo Richtung Zukunft. Der Handel bleibt das Herzstück.“
Quelle: ZIA