Die Bürobeschäftigten in Deutschland fahren für die tägliche Arbeit wieder häufiger ins Büro. Die durchschnittliche Anwesenheit in den Metropolregionen liegt aktuell bei 3,6 Tagen und damit um 0,4 Tage höher als vor einem Jahr. Damit nähert sich die Büroanwesenheit dem Niveau von vor der Coronapandemie an, als im Durchschnitt an vier Tagen in der Woche das Unternehmensbüro als Arbeitsplatz aufgesucht wurde. Das sind Ergebnisse einer von JLL durchgeführten, repräsentativen Onlinebefragung von 1.530 Bürobeschäftigten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart im Juni 2024. Im Vorjahr wurde die Befragung im Juli und August durchgeführt.
Die Return-to-Office-Rate (RTO), die die aktuelle Büroanwesenheit in Tagen ins Verhältnis zur Zeit vor der Coronapandemie setzt, steigt damit auf 89 Prozent (Vorjahr: 79 Prozent). Auch die Belegungsquote der Büros hat sich in relevanter Größenordnung erhöht und liegt jetzt bei 72 Prozent (Vorjahr: 63 Prozent). Vor der Pandemie waren die Büros in den sieben Hochburgen im Mittel zu 79 Prozent belegt gewesen.
„Die Rückkehr ins Büro nimmt Fahrt auf und immer mehr Unternehmen gehen dazu über, wieder eine fixe Anzahl von Bürotagen festzulegen“, kommentiert Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany, die Umfrageergebnisse. Allerdings würden auch Mitarbeitende mit Wahlfreiheit immer häufiger ins Büro zurückkehren. Während Mitarbeitende mit der Anwesenheitsregelung „Immer/überwiegend im Homeoffice“ im Jahr 2023 noch an durchschnittlich 1,5 Tagen einer typischen Arbeitswoche in die Büros kamen, sind es 2024 schon 2,5 Tage. „Und auch diejenigen mit der Vorgabe ,Komplett flexibel‘ kommen wieder häufiger ins Büro: nämlich an drei Tagen im Vergleich zu 2,7 Tagen im Jahr 2023“, unterstreicht Scheunemann.
Die gestiegene RTO-Rate zieht sich durch alle untersuchten Bürostandorte und Branchen. So hat sich das Niveau in den sieben Städten weitgehend angeglichen und bewegt sich zwischen 86 Prozent und 93 Prozent. Die höchsten Raten weisen Köln (93 Prozent), Frankfurt und Düsseldorf (jeweils 92 Prozent) auf, die niedrigsten Stuttgart (86 Prozent) und Berlin (87 Prozent). Bei den Branchen weisen lediglich Versicherungs- sowie Beratungsdienstleistungen geringe Rückgänge der RTO-Rate auf, bei allen anderen kam es im Jahresvergleich zu teilweise kräftigen Zuwächsen. Insbesondere in der IT- und Telekommunikationsbranche hat sich die Präsenz im Büro deutlich erhöht und liegt mit 3,8 Tagen je typischer Arbeitswoche nun leicht über dem Gesamtdurchschnitt (3,6 Tage) und sogar höher als vor Corona (3,39 Tage).
Scheunemann begründet diese erstaunliche Entwicklung mit veränderten Anwesenheitsregelungen in den Unternehmen. „Während 2023 noch fast 80 Prozent der Befragten in der IT- und Telekommunikationsbranche angaben, dass die Anwesenheitsregelung in ihrem Unternehmen entweder ,Immer/überwiegend im Homeoffice‘ oder ,Komplett flexibel‘ sei, liegt dieser Wert 2024 nur noch bei 33 Prozent. Für zwei Drittel der Beschäftigten lautet die Anwesenheitsregelung nun ,Immer/überwiegend im Büro‘; 2023 gaben dies nur 18 Prozent an.“
Auffallend sei zudem, dass nun vermehrt auch große Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten am Standort ihre Mitarbeitenden zurück in die Büros holen. Die RTO-Rate ist bei diesen Unternehmen deutlich von 69 Prozent auf 81 Prozent gestiegen. Die höchsten Rückkehrraten weisen wie im Vorjahr Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten auf (2024: 96 Prozent; 2023: 93 Prozent).
In den Unternehmen sind Mitarbeitende mit Führungsfunktion insgesamt etwas häufiger im Büro als solche ohne (3,7 Tage zu 3,5 Tage). Zudem wird die Anzahl der Bürotage wesentlich von der Anfahrtsdauer zum Bürostandort beeinflusst. So suchen Mitarbeitende mit kürzeren Anfahrtszeiten das Büro insgesamt häufiger auf. Während Mitarbeitende mit einem Arbeitsweg von bis zu 15 Minuten aktuell an 3,77 Tagen einer typischen Arbeitswoche ins Büro fahren, sind es bei Anreisezeiten von 61 bis 120 Minuten nur noch 2,93 Tage.
Keinen wesentlichen Einfluss auf die Rückkehr ins Unternehmensbüro spielt dagegen die Lage des Büros. Die RTO-Raten für Gebäude in Top-, Zweit- und Drittlagen liegen mit 3,56, 3,58 und 3,68 Tagen recht nahe beieinander. Jedoch gibt es in Zweit- und Drittlagen mit 27 Prozent beziehungsweise 33 Prozent eine höhere tägliche Anwesenheitspflicht im Büro als in Toplagen (20 Prozent). Demgegenüber suchen Mitarbeitende, denen die Wahl des Arbeitsorts überwiegend oder komplett freigestellt wird, etwas häufiger in Toplagen das Büro auf. „Damit bestätigt sich zumindest in gewissem Maße, dass zentrale, innenstadtnahe Büros für Beschäftigte attraktiver sind und diese eher freiwillig das Büro aufsuchen, während sich in Zweit- und Drittlagen etwas restriktivere Anwesenheitsregelungen auf die Büropräsenz auswirken“, sagt Scheunemann. Eine wichtigere Rolle für die Mitarbeitenden hätten die verkehrliche Erreichbarkeit des Bürostandorts sowie eine Ausstattungsqualität, die mit Annehmlichkeiten und Wohlfühlatmosphäre punktet.
Scheunemanns Fazit lautet: „Auch wenn die RTO-Rate wieder angestiegen ist und zahlreiche Unternehmen Anwesenheitsregeln einführen, erwarten wir nicht, dass wir kurz- bis mittelfristig wieder zu einer vollen Bürowoche zurückkehren werden. In den kommenden Jahren könnte die Diskussion rund um Remote Working abgelöst werden von einer sich intensivierenden Diskussion um eine Vier-Tage-Woche.“
Quelle: JLL