Ludwig Riepl

Ludwig Riepl

Ludwig Riepl erhielt 2012 den Deutschen BeteiligungsPreis “Medien” damit verbunden ist die Aufnahme in die Hall of Fame der Sachwertbranche.

Laudator: Werner Rohmert, Rohmert Medien, Herausgeber Der Immobilienbrief

Lieber Ludwig,

wie Du weißt, sind die letzten Eindrücke immer die prägendsten. Von Deiner Liebe zum Wein habe ich erst vor wenigen Wochen erfahren. Allerdings sind wir nicht soweit ins Thema eingestiegen, ob Du eine der ersten Weinmeisterinnen Deutschlands deswegen geheiratet hast oder ob umgekehrt die Liebe Dich zum Weinfachmann gemacht hat. Wir beide teilen uns die Mühen, uns alljährlich Ausreden einfallen zu lassen, um die Einladungen zum Oktoberfest zu umgehen. Auf jeden Fall zeigt ein Blick in Deinen Lebenslauf auf, dass der Journalismus Dir nicht in die Wiege gelegt wurde. Über Deinen Jahrgang schweigen wir uns aus. Aber der nächste runde Geburtstag ist ein Upgrade auf 6.0, aber der hat noch viel Zeit.

Gelernt hast Du eigentlich etwas Anständiges. Als „Gelernter Schreiner“ hättest Du wie Dein Bruder im wunderschönen Rottach am Tegernsee eine Schreinerei betreiben können. Wahrscheinlich wäre es Dir in die Wiege gelegt, kleine Kunstwerke zu schaffen oder – noch besser – Häuser zu bauen – und es dem Standort zu überlassen, Dich in Ruhe reich zu machen. Stattdessen hast Du das Gelübde anhaltender ökonomischer Verwerfungen durch Journalismus abgelegt. Aber noch heute hören wir „aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen“, dass Deine handwerkliche Ausbildung nicht umsonst war und Du immer noch im Verlag überall anpackst, wo Du gebraucht wirst.

Auch sonst hast Du gezeigt, dass Du nicht allein mit dem Second Hand Life des Journalisten und des Analysten Deinen Lebensunterhalt bestreiten willst, sondern Dir das unternehmerische Element, das Dich heute zum Verleger gemacht hat, durchaus zu eigen ist. In den 60er und 70er Jahren hast Du mit alten Büchern gehandelt. Mit dem Weinhandel hattest Du auch zu tun. Vor Deiner journalistischen Tätigkeit beim WirtschaftsKurier und bei Business 2.0 warst Du im Projektmanagement tätig und hast einen der ersten Internet-Lehrgänge zu diesem Thema für mittelständische Unternehmen umgesetzt.

Und damit sind wir endlich beim eigentlichen Thema des heutigen Tages angekommen. Als Journalist bist Du fester Bestandteil der Szene. Vor Fonds & Co, das Du zusammen mit Ronny Kohl aufgebaut hast, warst Du Redakteur bei Euro am Sonntag. Zur Jahrtausendwende hattest Du das Magazin Business 2.0 aufgelegt, das dann aber den Weg des Internet-Booms ging. Auch hier teilt uns eine Gemeinsamkeit. Mein eigenes damaliges Buch „Internet in der Immobilienwirtschaft“ hat auch nur Karriere als Autoren-Geschenk gemacht. Trotzdem ist es schön sich zu erinnern: Wir hatten Recht mit unseren Thesen. Aber zumindest als Autor des Fotobuchs „Digital Fotografieren“, das Du zusammen mit Deiner Frau Dr. Barbara Schweighofer 1997 gemacht hast, hast Du Bleibendes hinterlassen.

Damit sind wir beim Thema, das uns heute eint: Der Politik und ihren Folgen. Oder: Wie ein Ministerialrat die Welt sehen und prägen darf. Auch da eint uns Vergangenheit und Gegenwart. Während Du als früherer „langhaariger Linker“ startetest und heute eher liberal bist, begann ich als „langhaariger Realo-Liberaler“. Zum Heute schweigen wir lieber. Aber Du liest immer noch sehr viel auch zum Thema Politik, während ich erst beim Wirtschaftsteil starte. Ansonsten bist Du familienorientiert. Aber mit Kindern bleibt ja sowieso nichts anderes über – oder anders formuliert: „es bleibt sowieso nichts über für anderes“, wie ich selbst bestätigen kann.

Jetzt sind wir in der Gegenwart angekommen. Du bist Verleger geworden. Mit „Fonds & Co“ bist Du wesentlicher Bestandteil der Szene. Politische Auszeit des gesunden Menschenverstandes, die sich im aktuellen AIFM Gesetzesentwurf manifestiert, könnte Dich genauso treffen wie unseren Gastgeber Edmund Pelikan mit dem BeteiligungsReport oder natürlich auch mich mit Der Immobilienbrief und Der Fondsbrief. Wir leben am Ende alle von denselben Umsätzen, die viele von Ihnen im Fondsgeschäft machen. Hoffentlich, lieber Ludwig, eint uns hier nicht wieder ein gemeinsamer Irrtum im „Glauben an das Gute im Initiator“. Insbesondere mit Blick auf manche Verbandsaktivitäten, die wohl nur partielle Interessen vollständig vertreten, und für die Politik jederzeit hilfsbereit ein belehrendes Wort übrighaben, teilen wir uns manches Kopfschütteln.

Eigentlich wäre es mir mit Blick auf Deinen Preis lieber, etwas mehr über die Zukunft sagen zu können als über die Vergangenheit. Ich glaube auch an die alte Volksweisheit, dass die Temperatur der Speisen sich zum Genusszeitpunkt von den Herstellungstemperaturen unterscheiden. Ähnlich ist es auch in der Politik, die ja in ihren Entwürfen zunächst einmal den Vorschlag maximalen volkswirtschaftlichen Schadens unterbreiten muss, um nach langen Diskussionen und Rückzugsgefechten noch eine spürbare Wirkung hinterlassen zu können. Ich gebe aber zu, dass ich jetzt nach ziemlich genau 30 Jahren in der Branche erstmalig Zukunfts-Befürchtungen habe. Ich glaube, dass geht Dir genauso.

Jetzt den Bogen zurück in „Feierstimmung“ zu finden, ist nicht ganz einfach. Aber mit Blick auf die Person „Ludwig Riepl“ gelingt das. Es hat immer Freude gemacht, mit Dir zusammenzuarbeiten. Du warst immer vernünftig, bodenständig und nie belehrend. Ich hoffe, Du bleibst uns als Journalist und nicht allein als Verleger erhalten. Dir steht da das alte kirchliche Spagat bevor: „Darf man beim Beten essen? Natürlich nicht. Darf man beim Essen beten? Aber selbstverständlich, man darf immer beten!“ Und damit gebe ich Dir als Glaubensbekenntnis mit auf den Weg: Man kann als guter Journalist auch Unternehmer sein. Lieber Ludwig, damit danke ich Dir für die Zusammenarbeit der letzten Jahre. Zu Deinem Preis beglückwünsche ich Dich von ganzem Herzen. Ich habe mich gefreut, die Laudatio halten zu dürfen. Ich wünsche Dir in Deinem erweiterten Lebenswerk

VIEL ERFOLG!