Trotz unterrichtlicher Angebote kommt bei vielen Schülerinnen und Schüler wenig ökonomische Bildung an. Woran das liegt, besprach Verena von Hugo mit Bettina Seidl von ARD Tagesschau24.
„Ökonomische Bildung kann und sollte heutzutage innovativ sein und mit Weitblick gestaltet werden“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in seinem Grußwort zum BÖB-Kongress 2022 in Berlin. „Im Sinne der Chancengerechtigkeit sollte eine flächendeckende ökonomische Bildung daher zur Selbstverständlichkeit werden“, betonte Habeck.
„Ökonomische Bildung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Allgemeinbildung. Sie gehört damit zum Bildungsauftrag der allgemeinbildenden Schulen.“ So brachte es auf dem BÖB-Kongress auch Karin Prien, Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, auf den Punkt. Ökonomische Bildung vermittele jungen Menschen nicht nur Wirtschaftskompetenz, sondern auch die Botschaft: „Nimm Dein Leben selbst in die Hand, sei aktiv, übernimm Verantwortung. Sei Unternehmerin oder Unternehmer deines Lebens“.
Viele Schülerinnen und Schüler machen in unserem Land jedoch eine ganz andere Erfahrung: Von der ökonomischen Bildung kommt bei ihnen wenig an. Das äußern junge Menschen regelmäßig. Jüngst gaben 82 Prozent der Befragten in der Studie „Finanzwissen der Deutschen“ des Bankenverbands an, dass sie sich mehr „Wirtschaft“ in der Schule wünschten. Diese Studie zeigte auch wieder Defizite – sowohl bei den Finanzkompetenzen als auch beim Wissen über grundlegende wirtschaftliche Begriffe und Zusammenhänge. So wussten beispielsweise 45 Prozent der befragten 16- bis 24-Jährigen nicht, was der Begriff ‚Inflationsrate‘ bedeutet.
Über die Gründe sprach Verena von Hugo als Co-Vorsitzende im „Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland“ (BÖB) auch mit Bettina Seidl im „Update Wirtschaft“ von ARD Tagesschau24. Das Gespräch ist ab Minute 7:39 hier im Stream zu sehen.
Im Gespräch mit Bettina Seidl nannte Verena von Hugo zudem vier Bereiche, die dazu beitragen können, dass mehr ökonomische Bildung bei den Schülerinnen und Schülern ankommt.
Erhöhung der Stundenzahl für ökonomische Bildungsinhalte
An den Schulen ist die vorgesehene Stundenzahl für ökonomische Bildungsinhalte im Vergleich zu anderen Nebenfächern aktuell sehr gering. Sie sollte und kann erhöht werden. (Ohne, dass Schülerinnen und Schüler länger zur Schule gehen müssen.)
Stärkere Verankerung von Wissen mit Alltagsbezügen in Lehrplänen
Die Inhalte in den Lehrplänen sind oft eher theoretisch. Es geht den jungen Leuten um individuelle Finanzkompetenzen und konkretes Wissen mit Alltagsbezügen, z. B. zum Aufbau unseres Rentensystems oder um unsere Wirtschaftsordnung.
Unterrichtsmaterial mit höherem Realitätsbezug
Schulbücher sind häufig eher theoretisch und schon älter. Spannender Wirtschaftsunterricht lebt aber auch von Bezügen zur Realität und konkreten Beispielen.
Grundständige Lehrkräfteausbildung für ökonomische Bildung an Hochschulen
An den Universitäten kommt die fachwissenschaftliche und wirtschaftsdidaktische Ausbildung für ökonomische Bildung häufig zu kurz. Die wirtschaftliche Perspektive, ökonomisches Denken und Studieninhalte der Wirtschafts- und Finanzbildung können gestärkt werden.