Studie der Fridrich-Naumann-Stiftung: Ökonomische Bildung in deutschen Schulbüchern mangelhaft

Die Darstellung der Wirtschaft in deutschen Schulbüchern wird oft kontrovers diskutiert. Einige Kritiker behaupten, dass die Darstellung einseitig und negativ ist, wobei der Fokus auf den Problemen des Kapitalismus liegt und mögliche positive Aspekte weniger beleuchtet werden. Andere argumentieren jedoch, dass es wichtig ist, den Schülern ein breites Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und soziale Verantwortung zu vermitteln, was auch kritische Reflexionen über die Wirtschaftsordnung einschließt. Studien wie die der Friedrich-Naumann-Stiftung und anderen Organisationen versuchen diese Debatte durch empirische Analysen zu beleuchten. Letztendlich ist die Frage der Wirtschaftsdarstellung in Schulbüchern ein komplexes Thema, das von verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann.

Unsere Redaktion hat Stimmen in der Presse zu diesem Thema zusammengetragen:

„Es fehlt an Wissen über einfachste ökonomische Zusammenhänge. Ich bin überzeugt davon, dass die Exportnation Deutschland es sich nicht leisten kann, seinen kommenden Generationen notwendiges wirtschaftliches Wissen nicht zu vermitteln“, urteilt Thomas Hoppe, Bundesvorsitzender der Jungen Unternehmer. Globalisierung werde in Schulbüchern per se als schlecht dargestellt, Misstrauen gegenüber Märkten und Unternehmen vermittelt und Lösungen vor allem beim Staat gesucht.

Besonders im Fokus der Kritik stehen die Autorinnen und Autoren der Schulbücher. Wenn überhaupt bekannt ist, welchen fachlichen Hintergrund die für die Inhalte Verantwortlichen haben, dominieren in den Fächern Wirtschaft und Politik in der Regel Lehrerinnen und Lehrer. Er vermisse in den Autorenteams Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftsdidaktik, sagt Nils Goldschmidt, Vorstand des ZÖBIS. Bisher ziehe sich ein gewisses Grundmisstrauen gegenüber Märkten durch die Publikationen – eine Angst aus Unwissenheit.

WirtschaftsWoche, 22.02.2024

Das Ergebnis: Unternehmerisches Denken und Unternehmerpersönlichkeiten kommen nur am Rande vor. „Dies gilt jedoch nicht für den Staat: Er tritt in den Büchern als universeller und häufig als paternalistischer Problemlöser auf.“ Insgesamt, so die Autoren über die Schulbücher der Fachgruppe Wirtschaft-Politik, „finden wir ein sehr begrenztes, teilweise Karikatur ähnliches Zerrbild von Unternehmern“. 

„Wer von euch hat in der Schule von Maos ‚Großem Sprung nach vorne’ gehört, dem größten sozialistischen Wirtschaftsexperiment der Geschichte, bei dem zwischen 1958 und 1962 etwa 45 Millionen Chinesen starben?“ In allen Ländern meldeten sich nur sehr wenige Teilnehmer – ich schätze, dass 95 Prozent nie etwas davon gehört hatten. Umso mehr haben die Schüler dagegen von den vermeintlichen Übeln des Kapitalismus gehört, obwohl es dieser Wirtschaftsordnung zu verdanken ist, dass die Zahl der Menschen, die weltweit in extremer Armut leben, von etwa 90 Prozent (1820) auf heute unter 9 Prozent gesunken ist. Ob sich diese Zahl in einem der untersuchten Schulbücher wohl findet?

Focus Online, 27.02.2024