Das Versagen der Risikoeinschätzung am Beispiel der n R+V Versicherung
Edmund Pelikan
Die Benko-Insolvenz legt gnadenlos die Sorglosigkeit und Inkompetenz von Assetmanagern offen. Anfang April 2024 musste die genossenschaftliche R+V Versicherung den Gang nach Canossa antreten. Wobei richtigerweise muss man sagen, es wird wieder geblendet und relativiert, was das Zeug herhält. Schuld ist natürlich keiner!
Der Fall:
Bekanntlich ist das Benko-Imperium sukzessiv in die Pleite geschlittert. Langjährig waren große Investoren dort engagiert und insbesondere durch den Glanz und Glamour als auch durch Persönlichkeiten wie die österreichischen Ex-Kanzler Kurz und Gusenbauer wie auch Investoren wie Roland Berger geblendet worden. Es schien nur einen Weg zu geben – nach oben in den Himmel. Wie bereits in einer anderen Gentdwell Trusted Opinion habe ich bereits den Interessenkonflikt von Olaf Scholz bei der „Rettung“ der Karstadt-Kaufhof-Gruppe scharf kritisiert. Dass aber ein Versicherungskonzern Kundengelder laut Medienberichte in Höhe von mutmaßlich über 1 Milliarden Euro versenkt hat, ist schon ein Skandal. Allein 300 Millionen davon sollen in unsicheren – da nachrangig – Genussrechte angelegt gewesen sein. Wie kann so etwas sein?
War Anfang 2024 noch die Aussage von Finanzvorstand Marc Michallet laut Handelsblatt in einem Statement kolportiert worden, dass „nur einen sehr geringen prozentualen Anteil“ der gesamten Kapitalanlage das Signa-Investment ausmacht. Wer denkt da nicht an die Peanut-Aussage des Deutsche Bank Vorstandes Kopper. Was hat die Branche seither gelernt. Nichts, wie dieses Beispiel wieder zeigt. Denn bei der Vorstellung der Bilanz drei Monate später klingt das wesentlich negativer: „Das ist natürlich ein schmerzhafter Fehler, den wir auch intellektuell verarbeiten müssen.“ Was für ein Euphemismus über das eigene Versagen! Verarbeiten müssen es wohl eher die Beitragszahler, die Aktionäre und letztendlich die Versicherungsempfänger.
Das Fazit:
Jeder darf, soll und muss sogar sein Geld anlegen, wie er es für richtig hält. Nicht aber das fremde Geld der Anleger. Dafür gibt es eine Aufsichtsbehörde. Wo die hier war, ist eine gute Frage. Und eines ist sicher: Die Kompetenz von Finanzmanager, die sich von Investitions-Blendern und deren Glamour-Erfüllungsgehilfen einwickeln lassen, haben ihren Job verfehlt und sollten zurücktreten. Natürlich sollen weiterhin auch breite diversifizierte Portfolios auch bei Institutionellen möglich sein, aber nur mit klarer Risikoprüfung- und Controlling-Kompetenz im eigenen Haus.