Finanzbildung: Ohne Schulen geht es nicht

Finanzielle Bildung hat Hochkonjunktur: Vor wenigen Wochen hat die OECD eine Empfehlung für die Entwicklung einer nationalen Finanzbildungsstrategie vorgelegt. Gestern, am 15. Oktober 2024, fand nun in Berlin ein von BMBF und BMF ausgerichtetes Finanzbildungsfestival statt. Auf dieser Veranstaltung stellten zahlreiche Stakeholder ihre Angebote rund um Finanzbildung vor. Das Event war eine gelungene Roadshow zu den Themenfeldern der finanziellen Bildung und mit rund 700 Teilnehmenden sehr gut besucht.


Finanzbildung ist ein Teil Ökonomischer Bildung und in diesem Sinne unterstützt das Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland e.V. (BÖB) die Finanzbildungsinitiative. Gleichwohl gibt es noch offene Punkte, wie es weitergeht. Eine Auseinandersetzung mit diesen Fragen fand am Tag nach dem Bildungsfestival auf der Diskussionsveranstaltung „Finanzbildung jetzt: Next Steps“ statt, zu der das Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Banken und DIE FAMILIENUNTERNEHMER eingeladen hatte. Kern der Diskussion war die Frage, wie
(junge) Menschen befähigt werden können, mündige Finanzentscheidungen zu treffen und grundlegende Sachverhalte des Finanzgeschehens sachgerecht und sinnvoll einordnen zu können. Dafür benötigt man neben vielen guten „Bottom Up“-Initiativen auch entsprechende institutionelle Strukturen im Bildungssystem.

Die Teilnehmenden des Panels äußerten sich dazu wie folgt:

BÖB-Vorsitzende Verena von Hugo wertet die Initiative des Bundesbildungsministeriums und des Bundesfinanzministeriums zur Umsetzung einer nationalen Finanzbildungsstrategie als wichtigen Schritt hin zu einer besseren ökonomischen Allgemeinbildung. Sie fordert zudem die Einbeziehung der Schulen, also der Länder und Kultusministerien: „Die Initiative ist ein wichtiger Vorstoß, um die Ökonomische Bildung und somit entscheidende Zukunftskompetenzen junger Menschen zu stärken. Dabei ist zentral, die Schulen einzubinden, um im Sinne der Chancen-, Bildungs- und Generationengerechtigkeit allen Kindern und Jugendlichen in einem geschützten Umfeld, ohne Einfluss von Werbung und Verkaufsinteressen, Zugang zu finanziellem Wissen zu ermöglichen“, so von Hugo.

Prof. Dr. Carmela Aprea, Direktorin des Mannheim Institute for Financial Education
(MIFE), Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik an der Universität Mannheim betont, dass Finanzbildung transparent, frei von Manipulation und unabhängig von Ideologien sein müsse: „Finanzielle Bildung darf nicht manipulativ sein. Neben der inhaltlichen Richtigkeit, der pädagogisch-didaktischen Eignung und dem Wirksamkeitsnachweis sind Ideologiefreiheit und Transparenz von Interessen wesentliche Merkmale qualitativ hochwertiger Finanzbildungsangebote.“

Thomas Hoppe, Bundesvorsitzender DIE JUNGEN UNTERNEHMER/DIE FAMILIENUNTERNEHMER: „Finanz- und Wirtschaftsbildung ist eine Frage der Generationengerechtigkeit. Ohne Wissen über private Altersvorsorge sind Schüler nicht fähig, sich reflektiert und kritisch mit Anlage- und Sparmöglichkeiten auseinander-zusetzen. Angesichtes der Schieflage der sozialen Sicherungssysteme ist es aber notwendig – denn nichts ist unsicherer geworden als die gesetzliche Rente.“

Ralf Neugschwender, Vorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer fordert die feste Verankerung an allen Schulen: „Wirtschafts- und Finanzbildung ist eine wichtige Grundlage, damit junge Menschen souverän mit Themen wie Altersvorsorge, Geldanlagen und Investitionen umgehen können. Daher muss das Thema einen festen Platz in den Lehrplänen aller Bundesländer haben.“

Fabian Schön, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz:

Schülerinnen und Schülern muss grundlegendes Finanzwissen in der Schule vermittelt werden, damit Schule wirklich auf das spätere Leben vorbereiten kann. Besonders für Jugendliche aus sozioökonomisch schwächeren Familien ist dies wichtig, da sie diese Grundlagen zu Hause möglicherweise nicht mitbekommen.

Quelle: Bündnis Ökonomische Bildung Deutschland e.V.