Das Wunder von Wörgl – Inflation nur besser?

In der Zeit nach dem schwarzen Freitag (bzw. Donnerstag) 1929 und einer beispiellosen Wirtschaftskrise mit hoher Arbeitslosigkeit und ökonomischer Depression hat eine kleine Gemeinde in Österreich – Wörgl – sein Schicksal in die eigene Hand genommen: Durch Einführen des Wörgler Schwundgeldes – offiziell genannt „Arbeitswertscheine“. Der Film „das Wunder von Wörgl“ beschreibt das Experiment.

Es war ein Nothilfe-Programm zur Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen, initiiert vom damaligen Wörgler Bürgermeister Michael Unterguggenberger. Finanziert wurde dies mithilfe eines umlaufgesicherten Freigeldes als Komplementärwährung im Wert von 34.500 Schilling, abgesichert durch eine ähnlich hohe Geldeinzahlung auf ein Gemeindekonto in der regionalen Raiffeisenbank. Am 8. Juli 1932 wurde das Geldexperiment vom Wörgler Gemeinderat einstimmig angenommen.

Umlaufgesichertes Schwundgeld ist ein Konzept der Freiwirtschaft, nach der Lehre Silvio Gesells. Demnach soll das Horten von Geld verhindert werden, z. B. durch Bekleben der Banknoten mit gebührenpflichtigen Marken in regelmäßigen Zeitabständen. Der damit verbundene Geldwertschwund soll die Geldhaltung genauso mit Kosten belegen wie die Lagerhaltung von Waren. Die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes soll somit stabil gehalten werden. In der etablierten Volkswirtschaftslehre findet das Konzept allgemein kaum Beachtung.

Was blieb von dem Experiment und war es erfolgreich? (Quelle Wikipedia): Das Experiment wurde als erfolgreich bezeichnet. Geldkreislauf und Wirtschaftstätigkeit wurden wiederbelebt, während das übrige Land tief in der Wirtschaftskrise steckte. Die Erfolge des Projektes waren beachtlich:

  • Der Einnahmenrückstand wurde um 34 % verringert,
  • Der Abgabenrückstand konnte um über 60 % abgebaut werden.
  • Weiters konnten eine Zunahme des Ertrages an Gemeindesteuern um 34 % und
  • Eine Zunahme der Investitionsausgaben der Gemeinde von etwa 220 % verzeichnet werden.

In den 14 Monaten des Experiments sank die Arbeitslosenquote in Wörgl von 21 auf 15 % ab, während sie im übrigen Land weiter anstieg.

Die österreichische Nationalbank erhob jedoch gegen die Wörgler Freigeld-Aktion vor dem Verwaltungsgerichtshof erfolgreich Einspruch, weil allein ihr das Recht auf Ausgabe von Münzen und Banknoten zustand. Das Experiment von Wörgl und alle weiteren Planungen wurden verboten. Nach Androhung von Armeeeinsatz beendete Wörgl das Experiment im September 1933 und stoppte den Umlauf des Wörgl-Schwundgeldes.

Unser Tipp: Ein spannendes Experiment, das es sich lohnt, einmal näher zu studieren.